Lebensphasenmodell für VREs
Der Lebenszyklus einer VRE lässt sich in verschiedene Phasen aufteilen, die sich sowohl in den Anforderungen die an die VRE gestellt werden, als auch in externen Aspekten, wie beispielsweise der Finanzierung, deutlich unterscheiden. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass eine solch schematische Darstellung immer eine idealisierte Situation beschreibt, und daher das vorgestellte Schema nicht exakt auf existierende VREs übertragbar ist. Weiter ist zu beachten, dass der Schwerpunkt unserer Betrachtungen primär auf der Perspektive des Betreibers der VRE liegt.
Für die gesamte Lebensdauer einer VRE lassen sich fünf Phasen identifizieren. In der Aufbauphase werden die technischen und organisatorischen Strukturen der VRE, in der Regel innerhalb eines Projektes mit begrenzter Laufzeit, aufgebaut und den ersten Nutzerinnen und Nutzern in Form eines Prototyps zur Verfügung gestellt. Hierdurch kann die Realisierbarkeit des Systems unter Beweis gestellt werden, das System unter reellen Betriebsbedingungen evaluiert werden, und eingeschätzt werden inwieweit die VRE von der angepeilten Community akzeptiert wird. Auf diesen Prototyp aufbauend werden dann, in der Entwicklungsphase, eine Reihe von Aspekten adressiert, welche entscheidend für einen nachhaltigen Betrieb der VRE sind, jedoch in der Regel während der Erstellung des Prototypen nicht ausreichend bearbeitet werden können. Hierzu zählen insbesondere ein Betriebskonzept, in dem die von der VRE anzubietenden Services den dafür benötigten Ressourcen gegenüber gestellt werden und ein Kosten- und Finanzierungsplan. Nach Abschluss dieser Arbeiten handelt es sich bei der VRE um ein ausgereiftes Produkt und die Betriebsphase beginnt. In dieser Phase steht die VRE den Forscherinnen und Forschern in einer ausgereiften Form für ihre wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung. Von Seiten der Betreiber liegt von nun an der Schwerpunkt zum einen in der Betreuung der Nutzerbasis und zum anderen in der fortdauernden technischen und organisatorischen Weiterentwicklung der VRE. Sollte nach einiger Zeit der Beschluss gefasst werden die VRE aufzulösen, dient die Transferphase dazu erhaltenswerte Komponenten, wie beispielsweise Forschungsdaten oder Programmcode, in andere (Infra-)Strukturen zu überführen. Die verbleibenden technischen und organisatorischen Strukturen werden schlussendlich in der Abwicklungsphase aufgelöst. Eine schematische Abbildung der fünf Phasen findet sich in der nebenstehenden Abbildung.
Mit Blick auf diese Phasen sind jedoch zwei verschiedene Situationen zu unterscheiden. Das beschriebene linear aufeinander folgende Schema gilt zunächst nur für VRE die als eigenständige Infrastrukturen betrieben werden. Ist die VRE jedoch als ein Modul unter mehreren in einen weitergehenden infrastrukturellen Kontext (z.B. in einem Datenzentrum) eingebunden, gelten die Aufbau-, Entwicklungs-, Transfer- und Abwicklungsphase jeweils für ein einzelnes solches Modul, während der Betrieb der VRE modulübergreifend organisiert ist (siehe Abbildung 3). In diesem Fall geschieht die Überführung einzelner Komponenten in der Transferphase nicht zwingend in eine externe Struktur, sondern kann auch in alle Phasen eines neuen VRE-Moduls erfolgen.
Eine besondere Bedeutung hat naturgemäß der Übergang zwischen den verschiedenen Phasen und insbesondere welche Bedingungen mit dem Eintritt in die nächste Phase verbunden sind. Diese Meilensteine gehören jedoch thematisch zu den Erfolgskriterien und werden daher im entsprechenden Kapitel besprochen. Im Folgenden werden schematische Darstellungen der Phasen als Mittel zur Strukturierung entwickelt.
Eine detaillierte Darstellung der Lebensphasen einer VRE findet sich hier.
Literatur und Verweise
- Uwe Schwiegelshohn, Heike Neuroth, Harry Enke, Stefan Buddenbohm, Matthias Hofmann, Jochen Klar (2014): A Lifecycle Model for Collaborative Research Environments: In: GI-Edition - Lecture Notes in Informatics (LNI) 7. DFN-Forum Kommunikationstechnologien. Bonn: Köllen Verlag.